Das erste Bild zeigt junge Geithainer der Geburtsjahrgänge 1922/23 anlässlich ihrer Musterung zum Wehrdienst im Jahre 1940. Wir wissen nicht, wieviel davon gefallen sind oder vermisst blieben. Werner Knabe, Werner Löffler und Manfred Wermann gehören zu den Überlebenden dieses Jahrgangs. Informationen zu weiteren Geithainern auf dem Bild werden dankbar entgegengenommen.
Den jungen Geithainern auf dem zweiten Bild (darunter Gerhard Stein und Horst Poppitz) blieb eine Musterung erspart. Sie waren zu Kriegsende maximal 15 Jahre alt.
Das dritte Bild zeigt die Kriegstaufe einer Geithainer Familie und steht stellvertretend für viele Familien in Geithain, wie auch in Deutschland und Europa. Großmutter Else trägt ihre 1941 geborene Enkelin. 1917 fiel ihr Mann in Frankreich. Sie war mit 29 Jahren Kriegswitwe. Ihre beiden Töchter Helene (*1910) und Elsbeth (*1913) wuchsen heran und erlitten das gleiche Schicksal wie ihre Mutter. Elsbeth (i. B. rechts) verlor ihren Mann im Dezember 1941. Helene (i. B. links) kann die Taufe ihrer Nichte noch mit ihrem Mann erleben. Auch sie wird zwei Jahre später mit 33 Jahren Witwe mit zwei Kindern. Der junge Mann in der Mitte (dort etwa 15 Jahre alt) wurde von Else als Ziehkind aufgenommen. Rolf wird als 17jähriger eingezogen, überlebt Krieg und Gefangenschaft und kehrt 1948 wieder nach Geithain zurück.
Der I. Weltkrieg forderte 172 Kriegstote für Geithain/Wickershain. 356 Gefallene und Vermisste im II. Weltkrieg. Das ermittelte der Geithainer Heimatverein bei einer Erfassung Anfang der 1990er Jahre. Gedenktafeln in den beiden Kirchen nennen ihre Namen. Unvergessen bleibt die Gedenkveranstaltung des Geithainer Heimatvereins anlässlich des Volkstrauertages 1992 am Denkmal in der Unterstadt. Bei großer Anteilnahme der Einwohnerschaft verlas Franz Rätsch die Namen der Geithainer Opfer von Krieg und Gewalt. Es herrschte absolute Stille, nur die klare und tiefe Stimme des Vortragenden wirkten. Es war die richtige Form des Gedenkens. Keine Spur von Überhöhung in Richtung „Heldengedenktag“ einerseits und pauschale Missachtung in Richtung „Alle Soldaten sind Verbrecher“ andererseits.
Geithain im 20. Jahrhundert
von Dr. Gottfried Senf
Das 20. Jahrhundert mit seinen Zäsuren 1918, 1933, 1945 und 1989/90 ist in Familiengesprächen weitaus präsenter als weit in der Stadtvergangenheit zurückliegende Themen. Seit Februar 2019 erscheinen in loser Folge auf der Homepage und im Amtsblatt Beiträge zur Geithainer Zeitgeschichte. Hinweise, Ergänzungen oder Fragen zu den Quellen bitte über E-Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! oder Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!