Zum 75. Todestag des Schulstifters Paul
Guenther
von Dr. G.Senf, Geithain
Paul Guenther starb am 17. Januar 1932 in seiner
Villa "Margarethe" in Dover/N.J. im Alter von 71 Jahren an Herzschlag.
Für viele kam der Tod überraschend, obwohl ein Herzleiden seine
rastlose Tätigkeit schon seit einigen Jahren beeinträchtigt hatte.
Im "Geithainer Wochenblatt" vom 20.1.32 zum Tode Guenthers lesen
wir u.a.: "Sein Andenken wird fortleben ...Auf immer wird Geithain
mit Paul Guenther in Dankbarkeit, Hochschätzung und Verehrung verbunden
bleiben."
das Junge Ehepaar Paul und Olga Guenther, New York um 1900
In der Ausgabe vom 22. Januar erschien eine
halbseitige Traueranzeige des Stadtrates, sprachlich hervorragend
verfasst von Dr. Focke, dem Bürgermeister. Im Rahmen des Gottesdienstes
am Sonntag, dem 24. Januar, gedachte die Kirche in einem Trauerakt
des verdienstvollen Verstorbenen. Ferner war am gleichen Tag von
12.00 bis 12.15 Uhr "das Geläut der Heimatglocken des in die ewige
Heimat Abgerufenen angeordnet."
Natürlich veranstaltete auch die Schule eine
würdige Trauerfeier mit einer Rede des Schuldirektors Petermann.
Kantor Max Andreas, damals noch Lehrer an der Paul- Guenther- Schule,
ließ die Feier "mit den dumpfen Akkorden des Trauermarsches aus
der As- Dur- Sonate von Beethoven“ ausklingen.
Olga Guenther, daneben mit Tochter Margarethe
Den Geithainern war nicht nur die Einweihung
der Schule 1925 in lebhafter Erinnerung. Paul Guenther musste seine
Teilnahme an den Feierlichkeiten aus beruflichen Gründen kurzfristig
absagen. Um so größer die Freude in der Stadt, als er 1929 einen
Kuraufenthalt in Deutschland mit dem Besuch seiner Heimatstadt verband.
Ganz frisch im Gedächtnis der Stadt war aber seine aktuelle Hilfe
kurz vor seinem Tod. Er stiftete 1931 eine beträchtliche Summe zur
Vergrößerung des Turn- und Spielplatzes. Schließlich überwies er
der Schulkasse 3000 RM zur Beheizung des Schulgebäudes für den Winter
1931/32. Es bestand die Gefahr, dass die Schularbeit aus Mangel
an Mitteln für den nötigen Koks eingeschränkt werden musste.
In Dover und Umgebung waren Trauer und Anteilnahme
ebenso beeindruckend. „Schier zwei englische Meilen lang war der
Leichenzug. Auto reihte sich an Auto von der Villa bis zum Friedhof.",
berichtete die "New Yorker Staatszeitung" am 21.1.32. In allen Trauerreden
wurden neben der Tatkraft und Energie des Unternehmers das soziale
Engagement des Verstorbenen gewürdigt. Paul Guenther war weit über
Dover und New York hinaus in den USA als bedeutende Persönlichkeit
bekannt.
Paul Guenther im Garten seiner Villa, um 1930
"Sein Andenken wird fortleben...“ hieß es in
dem Geithainer Nachruf von 1932. Es lebt fort in der Paul- Guenther-
Schule, der ersten Gemeinschaftsschule in Sachsen. Der Förderverein
dieser Schule lässt sich in seiner Arbeit leiten von dem Kernsatz
in der Vereinssatzung: „Der Verein dient der Förderung und Würdigung
des Lebenswerkes von Paul Guenther.“ Sein Andenken lebt fort in
der Bruno und Therese Guenther- Stiftung, die seit über 80 Jahren
existiert und kontinuierlich wirkt. Der „Geithainer Stadtanzeiger“
informiert regelmäßig über die Verwendung ihrer Erträge.
Die großzügige Fördertradition Paul Guenthers
wurde seit 1995 fortgesetzt durch die Spenden seiner Enkelin. Diese
ermöglichten die Gründung einer zweiten Stiftung, der „Stiftung
des Fördervereins der Paul- Guenther- Schule Geithain“.
Die Enkelin Paul Guenthers, Virginia Vanderbilt (mit Sonnenbrille),
bei ihrem Besuch 1995 in Geithain
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